Benediziert: 12.11.1863
Patrone: Hl. Valentin, Fest am 14. Februar, Hl. Lüftildis, Fest am 23. Januar
Eine erste Kapelle wurde 1697 von der Gemeinde gebaut. Sie wurde später baufällig und wird beim Bau der Chaussee Mayen-Adenau um 1850 abgerissen. Döttingen blieb viele Jahre ohne Kapelle und die Pilger, die zu den beiden Kapellenfesten Lüftildis und Valentin zu wallfahren gewohnt waren, mussten sich damit begnügen, auf offener Straße ihrem Gebet zu den beiden Schutzheiligen um Befreiung von der Fallsucht und Harthörigkeit obzuliegen, während die Stiftungen in der Kapelle zu Herresbach abgehalten worden sind. Im Jahre 1863 fassten die Bewohner des Dorfes den Entschluss, sich ans Werk zu geben. Sie bestritten alle Unkosten mit Ausnahme eines kleinen Quantums aus der Gemeindekasse, aus ihren eigenen Taschen, und hatten bald die Kapelle errichtet.
Der Altar wurde erneuert, die notwendigsten Geräte angeschafft, Herr Landrat Fonk schenkte eine Leinwand und zwei kupferne Leuchter. Es folgten noch andere Geschenke und so konnte dann die Kapelle am 12. November 1863 benediziert werden. Die Feier nahm Herr Dechant Parsch aus Adenau im Auftrag des Hochwürdigsten Bischofs Arnoldi vor. Der barocke Altaraufsatz hat in der Mittelnische die Muttergottes mit dem Kind, links und rechts die Statuen der Kapellenpatrone. Im Pfarrhaus wird das „Döttinger Männchen“ aufbewahrt, eine kleine Holzstatue, einen Mönch darstellend, der früher bei wehen Augen angerufen wurde, „weil er selbst keine Augen hat“.
Geschichtlicher Hintergrund (von Aloys Richter)
Döttingen ist zwar nur ein kleiner Ort in der Eifel, ein Ortsteil der Gemeinde Herresbach, der Name aber ist seit den letzten Jahrzehnten weit bekannt durch die „Döttinger Höhe.“, ein Streckenabschnitt der Nordschleife des Nürburgringes, aber auch ein Stück der B 258, von der Straßen in alle Himmelsrichtungen abzweigen.
Die neuere Vulkanologie berichtet vom „Döttinger Trockenmaar“, einem ehemaligen Kratersee, heute eine flache Senke von 2 km Durchmesser und 40 Tiefe in der umrahmenden Hochfläche.
Der Südwestfunk und besonders der „Stern“ (Nr. 41 vom 6.10.1988) berichten von hoher Konzentration des Gases Radon in den Kellern der alten Häuser Döttingens. Radon ist geruchlos, quillt aus natürlichen unterirdischen Uran-Vorkommen und kann Lungenkrebs verursachen.
Ein kaum noch erkennbares Hügelgrab im Haselbüsch weist auf die Siedlungsspuren in spätrömischer Zeit hin.
Um das Jahr 1000 beginnt die Besiedlung der Hocheifel, begünstigt durch eine Klimaerwärmung, Fortschritte in der Landwirtschaft und ein starkes Anwachsen der Bevölkerung. In der Nähe der Kohlstraße, einer mittelalterlichen Höhenstraße über den Eifelkamm, an der Grenze zum Kurkölnischen Amt Nürburg beginnt die Rodung der Döttinger Flur. Im Namen Döttingen lebt der Initiator oder der erste Siedler fort. Döttingen bedeutet bei den „Leuten des Dodo „ oder eines ähnlichen Namens.
Das „ Haus- und Wirtschaftsbuch von Propstes Elias von Münstermaifeld“ weist um die Jahre 1324 – 1330 dem Propst den Zehnten in „Dudingen“ zu. Kirchlich gehörte Döttingen damals zur alten Pfarrei Nachtsheim, die Seelsorge obliegt dem Stift Münstermaifeld.
Weltlich gehörte Döttingen zum Gericht Herrschaft „Heerincksbach“ (Herresbach), das nach einer Urkunde vom 13. Januar 1413 ein Lehen des Frauenstiftes Essen an Godart von Drachenfels war. Das Stift erhielt den Besitz wohl durch eine Schenkung des Königs aus dem Reichsgut, vermutlich zusammen mit Breisig am Rhein. Es umfasste die Orte Herresbach, Döttingen, Eschbach, Siebenbach und Jammelshofen, sowie die Bierschbacher Mühle.
Durch Heirat kommt die Herrschaft an Otto Waldbott von Bassenheim und zwar an die Königsfelder Linie. Rechte an Döttingen hat aber auch das Kurkölnische Amt Nürburg, wie ein Bericht aus dem 16. Jahrhundert aufweist.
Gerichtsversammlung war an den sogenannten Eulenbäumen, heute kaum noch erkennbar.
1767 stirbt die Königsfelder Linie der Waldbott aus, das Gericht Herrschaft Herresbach kommt an die Waldbott von Bassenheim zu Bassenheim. Es wird zusammen mit dem Heckenbacher Ländchen von einem Amtmann auf Burg Olbrück verwaltet.
1794 wird Döttingen- wie das gesamte linke Rheinufer von Frankreich annektiert und gehört zur Mairie Virneburg.
1815 nach dem Wiener Kongress fällt es an das Königreich Preußen, gehört wie Eschbach zur Gemeinde Herresbach in der Bürgermeisterei Virneburg, Kreis Adenau. Preußen versucht, das Gebiet wirtschaftlich zu heben durch Verbesserung der Landwirtschaft, Aufforstung der großen Kahl- und Heideflächen an der Hohe Acht und Bau einer festen Straße, einer Chaussee von Mayen nach Blankenheim, die durch Döttingen verläuft.
1850 zählt Döttingen 70 Einwohner in 11 Haushaltungen.
Die erste Kapelle in Döttingen (von Aloys Richter)
Wer die Kapelle in Döttingen besucht und den Altar betrachtet, der spürt sofort, die Inneneinrichtung ist älter als der Außenbau. In der Tat, da klafft ein Unterschied von 150 Jahren. Der Altar stammt aus einer früheren Zeit, er stammt aus dem Vorgängerbau der jetzigen Kapelle, der ersten Döttinger Kapelle. Der Besucher findet keine Jahreszahl wie sie über dem Türsturz in den Kapellen von Virneburg und Oberbaar angebracht sind. Wohl aber findet er beim eifrigen Suchen außen an der Straßenseite einen Basaltstein eingemauert, der wohl ein kleiner Türsturz war und die Jahreszahl 17+37 trägt. Das Kreuz weist auf einen sakralen Bau hin. War dieser Stein der Türsturz der ersten Kapelle?
Anderes aber besagt uns eine Aktennotiz im Pfarrarchiv, ein Gesuch in lateinischer Schrift an die kirchliche Behörde. In der Übersetzung heißt es:
Demütige Bitte der Einwohner von Deudingen.
„Da die Gemeinde Deudingen (Döttingen) etwa eine Stunde von der Pfarrkirche Wonderath (Wanderath) entfernt liegt und sie außer an Sonntagen und Festen der Heiligen die Messe kaum und die Alten sie nur ganz selten hören, daher hat man vor etwa 10 Jahren mit großen Kosten die Kapelle gebaut, damit sie das Messopfer durch einen Bettelmönch (wohl einen Pater aus dem Franziskanerkloster in Adenau, am heutigen Friedhof gelegen) oder einen anderen Priester hören können. Da aber in der Kapelle weder der Altar noch das Glöckchen gesegnet sind, möge Eure Hoheit entweder dem Herrn Johannes Hoffmann, Pastor in Retterath oder Herrn Daniel Henrici, Kaplan in Wanderath Vollmacht und Kommission erteilen, die Kapelle, Altar und Glöckchen zu segnen, damit in der Kapelle das Messopfer dargebracht werden kann.
Die demütigen Beter und Einwohner von Deudingen.“
Das Generalvikariat in Trier bevollmächtigt am 28.9.1707 den Pastor in Retterath, Glöckchen und Altar zu benedizieren und an Wochentagen auf einem Tragaltar die Messe darin zu zelebrieren, aber erst, wenn das Glöckchen gesegnet ist.
So schreibt denn Pfarrer Michael Schmitz 1836 ins Pfarrarchiv:
„Die Kapelle in Döttingen wurde erbaut im Jahre nach Christi Geburt 1697 von der Gemeinde daselbst und im Jahre 1707 wurde dieselbe, damit hl. Messen in derselben gelesen werden können, benediziert. Wie aus folgendem hervorgeht.“ Jetzt zitiert Schmitz die Erlaubnis von Trier, die in lateinischer Sprache erfolgt:
„Folgende Anniversaria (Jahrgedächtnisse) sind in der Kapelle zu Döttingen, von der Errichtung derselben, gestiftet worden:
- Eine hl. Messe für Peter Servatius und dessen Ehefrau Anna Maria von Döttingen
- Eine hl. Messe für Peter Heimers von Döttingen
- Eine hl. Messe für Peter May, Synodale (Mitglied des Kirchenvorstandes) et eius uxore (und dessenEhefrau) Maria
- Eine hl. Messe, (Singamt) in festo Lüfthildis
- Ein Singamt mit Predigt in festo S. Valentini.“
Die neue Kapelle in Döttingen (von Aloys Richter)
Eine erste Kapelle wurde 1697 von der Gemeinde gebaut. Sie ist später baufällig und wird beim Bau der Chaussee Mayen-Adenau um 1843 abgerissen. Döttingen blieb viele Jahre ohne Kapelle und die Pilger, die zu den beiden Kapellenfesten Lüfthildis und Valentin zu wallfahren gewohnt waren, mussten sich damit begnügen, auf offener Straße ihrem Gebet zu den beiden Schutzheiligen um Befreiung von der Fallsucht und Harthörigkeit obzuliegen, während die Stiftungen in der Kapelle zu Herresbach abgehalten worden sind.
Im Jahre 1863 fassten die Bewohner des Dorfes, in der Überzeugung dass, wenn sie ihrer heiligen Verpflichtung nicht nachkommen würden, ihre Kinder und Enkel es noch viel weniger täten, den Entschluss, sich ans Werk zu geben. Des Nachts fuhren sie die Steine herbei, bestritten alle Unkosten mit Ausnahme eines kleinen Quantums aus der Gemeindekasse, aus ihren eigenen Taschen, und hatten bald die Kapelle errichtet. Die Freude war groß, bald ein freundliches Kapellchen in der Mitte ihrer Häuser zu sehen, welches bloß ca. 800 Thaler kostete.
Der alte Altar wurde erneuert, die notwendigsten Geräte angeschafft, Herr Landrat Fonk schenkte eine Leinwand und zwei kupferne Leuchter. Es folgten noch andere Geschenke und so konnte dann die Kapelle am 12. November 1863 benediziert werden. Die Feier nahm Herr Dechant Parsch aus Adenau im Auftrag des Hochwürdigsten Bischofs Arnoldi vor. Der barocke Altaraufsatz hat in der Mittelnische die Muttergottes mit dem Kind, links und rechts die Statuen der Kapellenpatrone. Im Pfarrhaus wird das „Döttinger Männchen“ aufbewahrt, eine kleine Holzstatue, einen Mönch darstellend, der früher bei wehen Augen angerufen wurde, „weil er selbst keine Augen hat“.
Die Kapelle ist 9,85 Meter lang und 5,50 Meter breit.
Der Altar mit seinen Heiligenfiguren (von Aloys Richter)
Die Patrone Valentin und Lüfthildis.
Pfarrer Pfriem nannte in seinem Bericht über den Bau der Kapelle Döttingen, “dass fromme Pilger zu den Kapellenfesten Lüfthildis und Valentinus zu wallfahren gewohnt waren und ihrem vertrauensvollen Gebet zu den Schutzheiligen um Befreiung von der Fallsucht und Harthörigkeit oblagen.“ Schon in der ersten Kapellen werden hl. Messen erwähnt und zwar am Tag der hl. Lüfthildis am 23 Januar und des hl. Valentin am 14.Februar.
Nach katholischem Brauch hat jeder Getaufte, aber auch jede Kirche und jede Pfarrei einen Heiligen als Patron. Heilige zeichnen sich durch ihre heroische Tugend aus. Sie sind den Christen auf Erden ein Vorbild, dem sie nacheifern sollen. Dann aber sind sie auch himmlische Fürsprecher bei Gott. Die Frömmigkeit des Mittelalters hatte für jede Lebenssituation und für jede Krankheit einen besonderen Heiligen.
Früher dachte man nicht historisch und kritisch wie wir heute, die alles mit Tag und Datum und Urkunde belegen wollen. Man konnte nicht genug über die heroische Tugend des Heiligen berichten und die Hilfe, die die Menschen erfahren hatten.
Der hl. Valentin, Bischof von Terni. Fest am 14.Februar.
Man darf ihn nicht mit dem hl. Valentin von Rätien (Fest am 7. Januar) verwechseln. Valentin war ein häufiger Vorname in der alten Welt und bedeutet „der Gesunde“, „der Starke“. Valentin von Terni wird im Kirchenlexikon als Bischof und Märtyrer im 3. Jahrhundert bezeichnet, der möglicherweise 268 hingerichtet wurde. Bereits im 4. Jahrhundert wurde am 3. Meilenstein der Via Flaminia, nahe der Stadt Interamnia, heute Terni in Umbrien (Italien), eine Begräbnisstätte und später eine Kirche errichtet. Valentin soll in Rom
den verkrüppelten Sohn des Rhetors (Redners) Kraton geheilt haben, viele Menschen zum Glauben geführt haben und als Märtyrer enthauptet worden sein. Sein Leib ruht in der Basilika von Terni, nördlich von Rom. Reliquien werden in Kiedrich im
Rheingau aufbewahrt.
Man vermutet, dass hier zwei Personen, ein Valentin von Rom und der Bischof von Terni zu einer Person verschmolzen sind.
Valentin wird als Helfer bei Epilepsie verehrt. Epilepsie wird, im Volksmund „Fallende Krankheit genannt“. Aus dem Namen Valentin leitete man in einer unwissenschaftlichen Etymologie (Sprachwissenschaft) seine Kompetenz bei fallenden Krankheiten ab.
Andre deuten den Namen Valentin „Fall nit hin“.
Nach dem Krieg ist aus Amerika ein ganz anderer Valentinskult zu uns übergeschwappt, Valentin, der Patron der Liebenden. Der Valentinstag ist zu einem großen Geschenktag geworden. Er wurde von der Geschäftswelt gefördert, die dafür wirbt, Blumen, Kosmetika und Süßigkeiten zu verschenken. Die dazu gehörende Legende wurde rasch erfunden. Valentin lebte als junger Mönch in einem Kloster in Rom, er züchtet im Klostergarten Rosen und verschenkte sie an vorbei gehende Liebespaare. Er traute auch junge Ehepaare. Dem Kaiser fehlten nun die Soldaten, da verheiratete Männer keinen Kriegsdienst zu leisten brauchten. Damit zog er sich den Zorn des Kaisers zu, der ihn hinrichten ließ.
Den Ursprung können wir in England suchen, bei dem Dichter Geoffray Chaucer. In seinem großen Gedicht „Das Parlament der Vögel“ balzten die Vögel am 14.2. Somit wurde der 14.2. der Tag der Liebe, da sich ein “Valentin“ eine „Valentine“ suchte, die sich gegenseitig Geschenke oder Gedichte schickten. Die Paare wurden auch oft durch Lose ermittelt.
In manchen Pfarreien wird der Valentinstag als Tag der Liebespaare begangen. Verliebte, aber auch Ehepaare kommen zur Kirche, um sich in Gebet und Lied vor Gott ihrer Liebe zu vergewissern.
Die hl. Lüfthildis von Lüftelberg. Fest am 23. Januar.
Meine Mutter erzählte, dass sie als Mädchen oft Ohrenschmerzen hatte. Dann ging sie mit ihrem Vater nach der Sonntagsmesse in Adenau über Herschbroich nach Döttingen, um die hl. Lüfthildis um Linderung ihrer Schmerzen zu bitten.
Sie ist eine rheinische, örtliche Heilige. Sie wird besonders in dem nach ihr benannten kleinen Ort Lüftelberg verehrt. Lüftelberg hieß zuvor Berg und ist heute Stadtteil von Meckenheim. Dort in der Pfarrkirche befindet sich ihr Grab. Ihr Kult ist auf das Gebiet von Euskirchen-Zülpisch beschränkt. In unsrer Heimat befinden sich Lüfthildis Statuen in Sinzig, Altenahr und eben Döttingen. In der Kapelle zu Staffel bei Kesseling wurde ein Lüfthildisaltar errichtet.
Lüfthildis wird als die rheinische Elisabeth bezeichnet, denn sie gilt als große Helferin der Armen.
Ihr Attribut ist die Spindel, die Vorläuferin des Spinnrades. Mit einer silbernen Spindel wurden die Ohren der Ohrenkranken berührt.
Vom Leben der Lüfthildis berichten uns viele Legenden und wenige Tatsachen. Bekannt ist das Gedicht von Karl Simrock, dem Bonner Balladendichter im 19. Jahrhundert; es hat das Lüfthildisbild geprägt.
„Lüfthildis war schön, Lüfthildis war rein, Lüfthildis, das Mädchen vom Berge.
Auch floss ihr der Faden so gleich und fein, Als hülfen ihr heimlich die Zwerge.
Und was sie erspinnen mocht und erweben, Das freut sie, Witwen und Waisen zu geben.
In vielen Versen schildert Simrock, wie Karl der Große auf der Jagd in der Nähe der Tomburg von einem Hirsch verwundet wurde und zu verbluten drohte. Die Einsiedlerin Lüfthildis heilt ihn, indem sie die Wunde mit der Spindel berührt. Zum Dank schenkt ihr Karl alles Land, das sie während seiner Mittagsruhe umreiten und mit der Spindel abzeichnen konnte. Mit dem Erlös baut sie Kirche und Kloster und versorgt die Armen.
1222 berichtet der Mönch Caesarius von Heisterbach in seinen Wundergeschichten. Die Äbtissin Gertrud von Hoven war fast ganz erblindet. Sie rief inständig Lüfthildis an, die ihr dann erschien, ihre Augen berührte und so das Augenlicht wiedergab. Sie wird auch mit der Ginsterrute dargestellt. Sie verlor als junges Mädchen ihre Mutter, die Stiefmutter behandelte
sie hart. Sie sollte ein frisch eingesätes Feld hüten, damit die Wildgänse nicht die Saatkörner aufpickten. Als sie die Vögel nicht abwehren konnte, schlug die Stiefmutter sie mit der Ginsterrute.
Im Jahre 1623 ließ der Kölner Erzbischof Ferdinand von Wittelsbach das Grab öffnen und die Gebeine erheben. So wurde damals die Wallfahrt stark gefördert.
Im Laufe der Jahre geriet Lüfthildis fast in Vergessenheit. Der Kult wurde in den letzten Jahrzehnten wieder durch Mysterienspiele in Lüftelberg belebt, neuerdings gibt es auch Festspiele in Staffel.
Die Ausstattung der Kapelle (von Aloys Richter)
Wir wissen nicht, wer den Bauplan der Döttinger Kapelle entworfen hat. Sie wurde aber nach dem üblichen Schema vieler Dorfkapellen errichtet, in groben Zügen gibt es eine gewisse Ähnlichkeit zur Kapelle in Oberbaar.
Das „Döttinger Männchen“
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Kunstdenkmäler des Kreises Mayen, 1. Halbband. Düsseldorf 1941) schreiben auf der Seite 225:
„Die heutige Kapelle ist aus unverputztem Bruchstein mit zwei Fensterachsen und dreiseitigem Chorschluss. Der barocke Altaraufsatz aus Holz in handwerklicher Ausführung. In der Mittelnische vor dem Strahlenkreuz Mutter Gottes mit Kind, 63 cm hoch, zur Seite die Figuren der hl. Lüfthildis und Valentinus, je 80 cm. In der Bekrönung Auge Gottes mit Strahlenkranz, darunter Taube des Hl. Geistes.“
Der Altar stammt also noch aus der ersten Kapelle. Das „Auge Gottes“ ist schadhaft, der Rest liegt in der Pfarrscheune. Auf einem alten Foto ist es noch zu sehen, es passt gerade noch unter die Decke. Der Kreuzweg stammt aus der Zeit um 1900.
Als weitere Ausstattung sind insbesondere das „Döttinger Männchen“ und der „Döttinger Gnadenstuhl“ zu erwähnen.
Es ist eine kleine, anspruchslose Holzfigur und wird hier wegen der Kuriosität angeführt. Der Restaurator Kaiser aus Burgbrohl hat sie farblich gefasst. Sie stellt einen Mönch dar, wie aus der Tonsur erkenntlich. Er trägt Buch und Stab, aber diese Attribute reichen nicht, um in ihm einen bestimmten Heiligen zu erkennen. Die Tracht erinnert an die der spanischen Jesuiten.
Dechant Schneider führt im Jahre 1949 in einem Konzept zu einer Lüfthildispredigt aus: “Das Leben der hl. Lüfthildis war auch mir lange so gut wie unbekannt. Fragte ich jemand, so konnte keiner aus Döttingen etwas von der hl. Lüfthildis sagen. Dagegen stand auf dem Altar so ein kleines Männchen, einen Mönch darstellend, das „Döttinger Männchen“ genannt, mehr konnte mir auch darüber nicht gesagt werden, als das die Leute zu ihm beteten, wenn sie wehe Augen hatten. Warum? Weil er keine Augen hat. Es war bloß eine Verwechslung? Wollte man, da man in Valentin und Lüfthildis Patrone gegen Ohrenleiden und fallende Krankheiten hatte, im Döttinger Männchen zusätzlich einen Patron für Augenleiden haben? Da mir die Verehrung dieses Männchens zu abergläubisch vorkam, nahm ich es vom Altar weg, weil es nicht dahin gehört.“ Da die Figur keinem Heiligen zugeordnet werden konnte, der um Hilfe angerufen wurde, sah Dechant Schneider darin Magie und Aberglaube. Das Männchen kann leicht gestohlen werden, darum wird es gesondert aufbewahrt. Bei den besonderen Messfeiern wird es traditionell aufgestellt.
Der „Döttinger Gnadenstuhl“
Unter Gnadenstuhl verstehen wir in der christlichen Kunst einen Bildtypus der die Trinität (Dreifaltigkeit) darstellt. Gottvater hält das Kreuz.
Der Gnadenstuhl wird aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Döttinger Kapelle am 25.08.2013 wieder zurückgeführt und in der Kapelle aufgehängt.
Die Glocken (von Aloys Richter)
Zu jeder Kirche oder Kapelle gehören auch die Glocken, sei es, dass sie hoch in den Türmen hängen oder, wie in Döttingen, im kleinen Dachreiter. Sie rufen die Gläubigen zum Gebet, sie läuten die Feiertage ein und beklagen die Toten. Früher, in einer Zeit ohne Uhren, regelten sie auch den Tagesablauf. Das Läuten zum Angelus sagte dem Bauer auf dem Feld die Mittags- und Abendzeit an. An den Pfarrkirchen besorgte das der Glöckner oder der Küster; in den Dorfkapellen wurden die Glocken abwechselnd von den einzelnen Häusern geläutet. Heute sind überall zeitlich gesteuerte Läutewerke eingebaut.
Die Glocken werden aus Bronze gegossen, ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Aus Bronze wurden früher auch die Kanonen gegossen und das barg für die Glocken eine große Gefahr. In Friedenszeiten goss man schon mal aus Kanonen die Friedensglocken, öfters aber wurden die Glocken im Krieg abgenommen und zum Bau für Kanonen und Granaten verwandt. Das geschah besonders in Deutschland in den beiden Weltkriegen, da infolge der Blockaden Mangel an Buntmetallen herrschte. Je nach Alter und künstlerischer Bedeutung wurden im 2. Weltkrieg die Glocken eingeteilt, die weniger wertvollen kamen in ein großes Lager bei Hamburg, wo ein großer Teil eingeschmolzen wurde. Andere konnten nach dem Krieg den Pfarreien zurückgegeben werden.
Die Glocken in Döttingen haben eine bewegte Geschichte. Die Aufzeichnungen darüber widersprechen sich manchmal.
Am 30.Juli 1835 segnet Pfarrer Schmitz aus Kaltenborn die Glocke in Döttingen. Zeugen sind: Math. Retterath und Kath. Schneider geb. Wasch. So besagt es eine Notiz in einem Missale von 1750. Sind die beiden die Stifter? Die Glocke, 43 cm Durchmesser, trägt nach einer Notiz von Dechant Schneider in der Pfarrchronik die Inschrift:
mit Christus in beiden Händen, während die Taube, das Symbol des Hl Geistes, darüber schwebt. Gott zeigt in seinem gekreuzigten Sohn seine Liebe zu den Menschen. So werden Dreifaltigkeit und Kreuzestod Christi miteinander verbunden. Die Kunstdenkmäler schreiben auf Seite 441 darüber:
“Barocke Figur Gottvaters, den Gekreuzigten vor dem Schoße haltend. Lindenholz, 60cm, aus der Filialkapelle Döttingen. Die zugehörige Taube des Hl. Geistes fehlt. Die originelle Gruppe, namentlich mit dem eigentümlich ausdrucksvollen Kopf Gottvaters, ist als ein Werk einheimischer Volkskunst des 17. Jahrhunderts anzusprechen.“ Die Figur lag auf dem Speicher des Pfarrhauses, war etwas schadhaft und wurde von dem Restaurator Kaiser aus Burgbrohl renoviert und farblich gefasst. Auf Anraten des Amtes für kirchliche Denkmalpflege wurde die Taubenicht rekonstruiert.
St.Valentin heiße ich
In Gottes Namen läute ich
Die Lebendigen rufe ich
Die Toten betrauere ich.
Mattheis Schmitz aus Masburg goss mich
Sie stammte also noch aus der ersten Kapelle. Eine zweite Glocke kommt 1882 dazu, Durchmesser 49 cm. Nach einer Notiz von Dechant Schneider trägt sie die Inschrift :
„St.Valentine, ora pro nobis.“
Sie wurde von Mark in Brockscheid gegossen. Etwas ungenau sind also 2 Listen über die Glocken in Döttingen zum 1. Weltkrieg. Danach wiegt die kleinste Glocke 75 Pfund (37 Kg). Gegossen 1870 ohne Inschrift. Die zweite wiegt 135,1/2 Pfund (67 Kg), gegossen 1881 (ohne Inschrift).
Die kleine Glocke wurde im ersten Weltkrieg abgeliefert, dafür wurde 1925 eine neue Glocke in der Glockengießerei Mabillon in Saarburg gegossen. Die Berichte widersprechen sich. Nach dem Handbuch des Bistums von 1937 stammen die Glocken aus den Jahren 1882 und 1925, anders als später die Ablieferungslisten.
Schwer traf es die Glocken im 2. Weltkrieg. Alle Bronzeglocken wurden durch Anordnung von 15.3.1940 beschlagnahmt. Die Glocken sind nach historischem und künstlerischem Wert klassifiziert, von A (= sofort abliefern), über B und C zu D (= dauernd zu erhalten) eingestuft. Die Firma Joh. Augel aus Weibern wird mit der
Abnahme der Glocken beauftragt. Die beiden A-Glocken von Döttingen kommen nach
Hamburg ins Glockenlager und sind damit der Kapelle verloren.
Allerdings widersprechen sich jetzt die Berichte. Nach den Kunstdenkmälern hat Döttingen Glocken aus den Jahren 1882 und 1925. Dagegen sprechen die Ablieferungslisten von Glocken aus dem Jahren 1835 und 1925.
Nun läutet in Döttingen eine Stahlglocke, die auf die Namen Valentin und Lüfthildis gesegnet ist.
Aber ungebrochen blieb der Wunsch der Leute, dass die Kapelle wieder ihr Geläut erhalte mit dem melodischen und edlen Klang der Bronzeglocken. Die Gemeinde Herresbach ist durch Holzeinschlag finanzkräftig und übernimmt die Kosten für 4 neue Glocken, je 2 in Herresbach und zwei in Döttingen. Die Glocken in Döttingen sollen nach der Bestellung durch Dechant Schneider die Aufschriften tragen:
1. St.Valentine, ora pro nobis 1951. Mark 2. St. Lüfthildis, ora pro nobis.1951. Mark
Nach Mitteilung der Glockengießerei August Mark aus Brockscheid
wurden die 4 Glocken am 10.5.1951 gegossen. Für Döttingen eine Glocke Ton a mit 80 Kg. und eine zweite mit Ton b mit 53 Kg. Beide kosten zusammen 1320 DM.
Am 5. August 1951 werden die 4 Glocken gemeinsam in der Kapelle zu Herresbach von Dechant Schneider gesegnet und dann in den einzelnen Kapellen montiert.
Möge sich durch sie erfüllen, was Schiller im Liede von der Glocke verheißt:
„Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute.“
Die Sendschöffen und Kümmerer (von Bernd Heimermann)
Seit 1985 ist Herr Werner Bürger Sendschöffe und Mitglied des Verwaltungsrates der Pfarrei St. Valerius Baar-Wanderath. Er ist der „örtliche Verwalter“ der Kapelle. In dieser Eigenschaft ist er sowohl Küster für die Messen als auch Vorbeter beim Totengebet sowie Organisator der Reinigung der Kapelle. In den letzten Jahrzehnten wurde die Kapelle von Frau Maria Jung+ und Frau Marlene Bürger gereinigt.
Zuvor waren Bernhard Stephani, Peter Theisen und Anton Stephani als Döttinger Sendschöffen tätig.
Kirchliches Leben (von Bernd Heimermann)Zu Ehren der Schutzheiligen, der hl. Lüfthildis, wird am 23. Januar eine Festmesse gefeiert, in der zum Abschluss kleine Brötchen an die Kirchenbesucher verteilt werden – in Anlehnung an die Verteilung von Brot an die Armen durch die hl. Lüfthildis.
Zum Hl. Valentin, dem Patron der Liebenden, wird am 14. Februar ebenfalls eine schöne Messe gehalten, in der auch mal Rosen an die Kirchenbesucher verteilt werden. Diese Messen werden jeweils von den Döttinger Dorfmusikanten und der Döttinger Gitarrengruppe begleitet.
Ein Höhepunkt war auch die Visitation (der Besuch) des Weihbischofs Dr. Peters am 11.07.2004.
Bis vor kurzem wurden von den Frauen des Dorfes in der Advents- und der Fastenzeit Rosenkränze gebetet.
Eine hl. Messe in der kleinen Kirche hat immer etwas Heimeliges und Vertrautes. Es ist schon fast so wie bei einer familiären Messfeier.
Natürlich findet für jeden verstorbenen Döttinger Bürger auch die Totenandacht in der Kapelle statt. Viele Angehörige wünschen sich bei der Totenmesse auch das (Döttinger) Lied zur hl. Lüfthilidis:
O Lüfthildis, voll Erbarmen, Schutzpatronin, steh uns bei. Bitt ́ für uns, für deine Armen, Daß uns Gott barmherzig sei. Zeig dich gnädig unserem Flehen, Wollest uns zur Seite stehen,
:,: O Lüfthildis, steh uns bei! :,:
Du, der reinsten Blume eine, Halfst so manchem aus der Not. Strahlest nun im Glorienscheine, Bitte auch für uns bei Gott. Wir sind alle deine Kinder, Bitte für uns armen Sünder.
:,: O Lüfthildis, steh uns bei! :,:
Ist vorbei einst alles Streben, Jungfrau, dann verlass uns nicht, Neigt zu End ́ sich unser Leben, Führe uns zum ew ́gen Licht. Will im Tod das Auge brechen, Wollen wir zuletzt noch sprechen: :,: O Lüfthildis, steh uns bei!
Fotos: Sylke Wintrich