Baugeschichte und Entwicklung der Pfarrgemeinde
Der Ort Wanderath besteht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur aus der Kirche , Pfarrhaus, Schule und einem Wohnhaus.
Eine Kirche alleine, bei keiner großen Siedlung, gebaut zu haben, muss wohl einen Grund gehabt haben. Hier ist altes Siedlungsland, zurückreichend in die keltische und römische Zeit, vielleicht eine heidnische Kultstätte, die in christlicher Zeit in eine christliche Anlage umgebaut wurde.
Ab 1913 wurde auf dem Gelände unterhalb des Pfarrhauses von dem damaligen Pfarrer Schneider eine römische Villa Rustica ausgegraben. Von älteren Bewohnern aus Wanderath wurde ihm mitgeteilt, dass bis in die 70 er Jahre des 19.Jahrhunderts noch oberirdisch Mauern sichtbar waren, die jedoch im Zuge der Urbarmachung abgetragen wurden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Quellmulde wurde in den 50 er Jahren dieses Jahrhunderts ein römisches Grab gefunden.
Aufgrund dieser Mauerreste entstand die Sage, das in Wanderath im Mittelalter ein Kloster der Tempelritter gestanden habe.
Römische Mauerreste wurden vielfach den Tempelrittern zugeordnet.
Wohl scheint die römische Besiedlung die Grundlage für den späteren Kirchenbau gerade in Wanderath zu sein. Bei vergleichbaren Siedlungen (Villa, Quellmulde, Gräberfeld) ist oberhalb der Villa das Hausheiligtum angeordnet – der Standort der heutigen Kirche.
Dies sind jedoch nur Vermutungen – ihre nachweisbare Baugeschichte beginnt im 13. Jahrhundert.
Die Kirche wurde im Laufe der Zeit fünf mal umgebaut oder erweitert. In der Folge soll die baugeschichtliche Entwicklung aufgezeigt werden.
Filialkirche Wanderath 1300 – 1655
Romanik
Die Ursprungskirche ist noch romanisch beeinflußt.
Sie war ein einschiffiger Bau mit halbrundem oder quadratischem Chor.
Der Westturm aus dem 13. Jahrhundert mit quadratischer Grundform (6,00 x 6,00 m) ist noch aus dieser Zeit. Er zeigt Hinweise, daß der dazugehörende Kirchenbau flachgedeckt war.
Wanderath ist zu dieser Zeit noch keine selbstständige Pfarrei, sondern Filialkirche des Pfarrbezirks Nachtsheim, wel-cher seit dem 9. Jahrhundert selbständig ist.
Filialkirche Wanderath 1300 – 1655 (Seite 3)
Gotik
Um 1500 wird das spätgotische Langhaus, das jetzige Seitenschiff, unter Mithilfe der Grafen von Virneburg errichtet. Es wird ein neuer Chor errichtet und eingewölbt. Das Langhaus ist noch flachgedeckt. Darauf weisen auch die nur 0,65 m breiten Außenmauern hin, die kein Gewölbe getragen hätten.
1484 wird erstmals in einem Ablaßbrief des Erzbischofs Johann II von Baden eine Kirche in Wanderath genannt : …capella Wambrechtrode prope Castrum Virneburg …
Der Brief gibt allen Gläubigen, die an bestimmten Tagen die Kirche besuchen, einen Ablaß von 40 Tagen.
1513 wird erstmals ein Priester ( Bechthold ) genannt.
Als man 1530 die Kirche um ein südliches und nördliches Seitenschiff vergrößert, werden die Seitenwände durchbrochen; hierbei läßt man die schweren Pfeiler stehen. Das Langhaus soll eingewölbt werden, die Lastabtragung erschien jedoch bedenklich. Die Last wird über schlanke Mittelsäulen abgetragen und das Hauptschiff wird zweischiffig eingewölbt.
Besondere Bemerkung verdient das östliche Gewölbe des Hauptschiffs wegen der Verschiebung der östlichen Rippen. Es entsteht ein sogenanntes Sterngewölbe. Die Seitenschiffe werden ebenfalls eingewölbt. Es werden Kreuzrippengewölbe eingebaut.
Im 18.Jahrhundert werden die gotischen Fenster durch Rundbogen ersetzt.
Wanderath als selbständige Pfarrei 1655
Im Jahre 1655 wurde das langersehnte Ziel erreicht:
Wanderath wird eine selbständige Pfarrei, der Ort selber ist jedoch nur vom Pfarrer und Küster bewohnt.
Zur Pfarrei gehören die Orte Engeln, Büchel, Freilingen, Nitz, Ober-, Mittel- u. Niederbaar, Herresbach, Eschbach, Döttingen, Siebenbach und Drees.
Die Kirche hatte vier Altäre, 1861 noch drei :
– der Hochaltar mit sechs Heiligenstatuen (Hl. Maria, Valerius, Catharina, Schutzengel Michael und Nikolaus.
– Der Marienaltar mit Maria, Königin des Himmels und vier Engelbilder
– Der Barbara-Altar mit Barbara, Lucia, und Appollonia.
Kantonalspfarrei Wanderath 1801 – 1821
Durch den Frieden von Lunéville am 9. Februar 1801 fällt das linke Rheinufer an Frankreich, deshalb gilt hier auch das Konkordat, das Napoleon am 15. Juli 1801 mit Papst Pius VII. schloß, wonach alle in dem neuen Großfrankreich gelegenen Bistümer und Pfarreien aufgehoben werden. Die Bistümer sollen den Grenzen der Departements angepaßt werden, jeder Kanton (etwa Bürgermeisterei) solle eine Pfarrei und so viele Hilfspfarreien besitzen, als die Seelsorge erfordere.
Unser Rhein- und Moseldepartement kommt zum Bistum Aachen, an dessen Spitze der Elsässer Markus Antonius Berdolet berufen wird.
Virneburg, das noch zu Nachtsheim gehörte, kommt zu Wanderath. Dagegen wurde Drees, das bereits 1625 zu Wanderath gehörte, 1805 nach Welcherath abgetrennt.
Die Pfarrei in der heutigen Gestalt ab 1821
1821, nach der französischen Niederlage, werden die Bistümer neu geordnet. Die Pfarrei erhält die jetzt noch bestehenden Grenzen (Gemeinden Baar, Herresbach. Nitz und Virneburg)
Die Bulle „De salute animarum“ vom 16. Juli 1821 gibt an:
“ … Die Diözese der Kirche Trier soll bestehen … aus dem Teile der unterdrückten Diözese Aachen, welcher zum Regierungsbezirk Koblenz gehört, nämlich der Stadt Koblenz selbst und den Kantonspfarreien Adenau, Ahrweiler, Andernach … Ulmen, Wanderath und Zell samt ihren Sukkursalpfarreien und Filialen …“
Im Abkommen zwischen Preußen und dem Apostolischen Stuhl, der oben genannten Bulle kommt die Pfarrei Wanderath wieder zum Bistum Trier und, wie der ganze neue Kreis Adenau, zum Dekanat Adenau. Es beginnt eine schwere Zeit des Wiederaufbaus, da das ganze tausendjährige Kirchensystem samt den finanziellen Mitteln durch die Franzosen zerschlagen worden war.
Bald aber wird der Friede in der Pfarrei heftig erschüttert, denn der evangelische Bürgermeister Hermes aus Virneburg bemüht sich 1834/35 die Pfarrei aufzuteilen; dabei sollen zwei neue Pfarreien gebildet werden: Virneburg, der Sitz des Amtes, und Herresbach, der volkreichste Ort.
Die Wellen der Erregung schlagen hoch, es fehlt nicht an persönlichen Verunglimpfungen gegenüber dem Pfarrer. Selbst die Regierung in Koblenz wurde mobil gemacht, die am 9.2.1836 nach Trier schreibt, daß nach einer Umfrage 168 Familienväter für die Auflösung und 158 dagegen gewesen wären. Pfarrer Klein und sein Nachfolger Schmitz taten das Ihrige, um den alten Bestand zu wahren.
Pfarrer Pfriem klagte Mitte des 19. Jahrhunderts über den schlechten Zustand der viel zu engen Kirche, trotz der noch zusätzlich eingebauten Empore, des sog. „Duckhauses“ – man konnte nicht aufrecht stehen, ohne sich zu „ducken“.
Die neugotische Erweiterung 1896/97
1896/97 wird das jetzige Hauptschiff gebaut.
Da die nur 11,00 m lange und 11,50 m breite Kirche für die 1150 Pfarrangehörigen nicht mehr genügte, wurde das jetzige Hauptschiff nach den Plänen des Architekten L. von Fisenne im neugotischen Stil parallel zur alten Kirche gebaut, dazu hinter dem Chor eine achteckige Sakristei. Die beiden gotischen Seitenschiffe werden abgerissen.
Michael May aus Freilingen stiftet die Steine. Am 02.07.1896 ist die Grundsteinlegung, die Frondienste werden von den Pfarrangehörigen bereitwillig geleistet. Bereits am 15.11.1896 steht die neue Kirche unter Dach. Dechant Schmitz benediziert die Kirche am 02.07.1897.
Alte und neue Kirche hatten jeweils ein eigenes Dach, die Kehle war nie dicht, so daß immer wieder Wasser eindrang.
Erweiterung 1921/22
Die Kirche ist wieder zu klein, das undichte Dach führt immer wieder zu Schäden an der Orgel.
Nach den Plänen des Diözesanbaumeisters Heinrich Renard wird die Kirche erweitert. Die Steine kommen wieder aus Freilingen, die Bevölkerung leistet Frondienste.
Die achteckige Sakristei wird niedergelegt, die jetzige erbaut. Das Hauptschiff wird um 10 m verlängert, die Empore errichtet.
Der ganze Bau wird unter ein einheitliches Dach gebracht, der Turm wird um 6,00 m erhöht.
Die Kirche erhält ihr heutiges Bild.
Seit dem 01.05.1999 ist die Pfarrei Wanderath Teil der Seelsorgeinheit Langenfeld-Kirchwald- Wanderath
Zum Erhalt der Pfarrkirche hat sich ein Förderverein gegründet. Weitere Informationen finden sie HIER.